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Eine Straße mit Autos und einem Bus vor Gebäuden mit Wänden, Fenstern, Tellern und Dächern, mit Plakaten und Bannern an den Wänden und einem Pfosten mit einer Straßenlaterne.

Neue Türen öffnen sich, alte schließen sich

Neue Türen öffnen sich, alte schließen sich

Teaser: Wegen hoher Kosten bangt selbst der Club Jonny Knüppel um seine Existenz. Der insolvente Schwuz hofft auf neue Standorte in den Berliner Randbezirken.

Berlins legendäre Clubszene steht unter wachsendem finanziellen Druck. Steigende Kosten und schrumpfende Unterstützung bringen viele Locations an den Rand des Ruins. Während eine neue Spendenaktion den Jonny Knüppel retten soll, bleibt der Schwuz geschlossen – die Verantwortlichen suchen verzweifelt nach einem kleineren Ersatzraum. Die Krise spiegelt die größeren Herausforderungen wider, vor denen das Berliner Nachtleben steht: von unbezahlbaren Mieten bis hin zu veränderten Freizeitgewohnheiten.

Explodierende Gewerbemieten, unkalkulierbare Energiekosten und höhere Mindestlöhne zwingen viele Clubs zur Schließung. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 46 Prozent der Berliner Clubbetreiber:innen unter extremer finanzieller Belastung leiden – einige rechnen damit, innerhalb eines Jahres dichtmachen zu müssen. Gleichzeitig ist innerhalb des S-Bahn-Rings kein einziger neuer Club entstanden, da die Kosten schlicht nicht mehr tragbar sind. Die Szene weicht stattdessen in äußere Bezirke wie Schöneweide, Spandau oder Westend aus.

Der traditionsreiche queere Club Schwuz hat seit der Schließung seines ursprünglichen Standorts nicht wiedereröffnet. Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson arbeitet gemeinsam mit der Clubcommission an einer Lösung: Gesucht wird ein kleinerer Ersatzraum, um „die Idee des Schwuz“ zu bewahren – nicht unbedingt den ursprünglichen Ort. Stefan Fürst, Vorsitzender des Schwuz-Fördervereins, spricht von einem möglichen „Neuanfang“ für den Club, doch bis Dezember 2025 steht noch kein neuer Standort fest.

Gleichzeitig geht die junge Generation seltener aus und trinkt weniger Alkohol, während kollektiv organisierte Events an Beliebtheit gewinnen und klassische Clubnächte verdrängen. Obwohl das Nachtleben ein zentraler Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagnet für Berlin ist, fehlt es an gezielter Förderung – und die Kulturhaushalte werden weiter gekürzt.

Die Zukunft des Jonny Knüppel hängt nun von öffentlichen Spenden ab, die Rückkehr des Schwuz von der Suche nach einem passenden Raum. Mit wachsendem finanziellen Druck und ohne neue Clubs in zentralen Lagen verlagert sich das Berliner Nachtleben zunehmend an die Stadtränder. Ob die Hauptstadt ihren Ruf als globale Hochburg der Clubkultur halten kann, wird sich daran entscheiden, ob diese Räume überleben.