Berlin streitet: Wer darf die Straßen der Zukunft nutzen?

Admin User
2 Min.
Eine Straßenszene mit Autos auf der Straße, einem Fahrradweg, einer Straßenlaterne mit einem Banner und einem Schild, Gebäuden und Wolkenkratzern im Hintergrund und Fahrspuren.

Berlin streitet: Wer darf die Straßen der Zukunft nutzen?

Teaser: Die Diskussion über die ideale Nutzung des öffentlichen Verkehrsraums ist eine der zentralen Fragen des 21. Jahrhunderts in Berlin.

5. Mai 2022, 12:04 Uhr

Berlins Pläne, Straßen zugunsten von Radfahrern und Fußgängern umzugestalten, sorgen in der Stadt für hitzige Debatten. Vorhaben, Parkplätze und Fahrspuren in mehreren Kiezen abzuschaffen, spalten die Bewohner: Die einen begrüßen mehr Grünflächen, die anderen fürchten um Einkommen und Komfort. Die Veränderungen sind Teil eines größeren Umbaus der öffentlichen Straßen – doch nicht alle sind überzeugt.

Im Graefekiez in Kreuzberg könnten private Parkplätze auf öffentlichen Straßen bald der Vergangenheit angehören. Autofahrer sollen stattdessen in eine nahegelegene Tiefgarage ausweichen – für 30 Euro im Monat. Der von Grünen und Linken unterstützte Vorschlag polarisiert: Einige Anwohner wünschen sich mehr Platz für gemeinsame Grünprojekte, andere fühlen sich übergangen und sorgen sich um die finanziellen Folgen.

In der Handjerystraße in Friedenau, Schöneberg, ist eine Fahrradstraße geplant, wobei die Parkplätze auf einer Straßenseite entfallen. Anwohner kritisieren den Schritt und warnen vor mehr Verkehr in den Nebenstraßen sowie weniger Parkmöglichkeiten am Abend. Gleichzeitig verliert die Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg eine Fahrspur, um stattdessen mehr Parkplätze zu schaffen – was die Verärgerung nur verstärkt.

Die Diskussionen beschränken sich nicht auf diese Gebiete. Auch in Mitte, wo die Torstraße zwei neue Radwege auf Kosten von Parkplätzen erhält, gibt es Widerstand. Gewerbetreibende und Anwohner sind uneins, ob der Kompromiss gerechtfertigt ist. Ähnliche Konflikte entzünden sich an der Petersburger Straße, dem Tempelhofer Damm sowie auf anderen Hauptverkehrsadern wie der Friedrichstraße und der Karl-Marx-Allee.

Die Berliner Landesregierung betont, die Umgestaltung werde Straßen sicherer und nachhaltiger machen. Doch angesichts von Parkplatzmangel und Verkehrsproblemen gestaltet sich der Wandel schwierig. Die sogenannte „Verkehrswende“ – ein Plan zur Verringerung der Autonutzung – bleibt ein unvollendetes Projekt ohne einfache Lösungen.

Während Berlin seine Straßenneugestaltung vorantreibt, zeigen sich keine Anzeichen für eine Entspannung der Spannungen zwischen Radfahrern, Autofahrern und Anwohnern. Die Vision einer grüneren, fußgängerfreundlicheren Stadt prallt auf praktische Bedenken zu Parkplätzen und Verkehrsfluss. Vorerst bleibt die Frage, wer auf öffentlichen Straßen Vorrang hat, umstritten.