Wie eine Aargauer Frau in den Fokus der Nazis geriet

Wie eine Aargauer Frau in den Fokus der Nazis geriet
Wie eine Aargauerin in den Fokus der Nazis geriet
Teaser: Lili Glarner plant eine Reise. Stattdessen wird sie in Berlin von der Gestapo verhaftet – unter Spionageverdacht.
Lili Glarner, geboren in eine angesehene Schweizer Ärztefamilie, engagierte sich in den 1930er-Jahren stark in der kommunistischen Politik. Ihre Überzeugungen führten sie nach Berlin, wo sie zusammen mit ihrem niederländischen Freund von der Gestapo unter Spionageverdacht festgenommen wurde. Sie überstand 15 Monate in Nazi-Gefangenschaft, davon ein Jahr in Einzelhaft, bevor sie schließlich freikam.
Glarner wuchs in Wildegg im Kanton Aargau als Tochter eines geachteten Arztes auf. 1933 trieb ihr Engagement für den Kommunismus sie dazu, mit ihrem niederländischen Freund in die Sowjetunion auswandern zu wollen. Während sie in Berlin auf ihre Visa warteten, schlossen sie sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe an.
Die Gestapo verhaftete das Paar unter dem Verdacht der Spionage. Glarner verbrachte 15 Monate in Haft, davon zwölf in Isolation – ohne Tageslicht und menschlichen Kontakt. Ihr Vater Paul kämpfte unermüdlich für ihre Freilassung, setzte Schweizer Behörden unter Druck und knüpfte sogar Kontakte zu Nazi-Vertretern. Schließlich wurde sie entlassen, vermutlich wegen ihrer Schweizer Staatsbürgerschaft und des Geständnisses ihres Freundes.
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz 1938 heiratete sie Helmut Zschockke, einen ehemaligen Schulkameraden und ebenfalls Kommunisten. Gemeinsam zogen sie sechs Kinder groß – fünf Töchter und einen Sohn – und blieben politisch in linken Kreisen aktiv. Glarner trat der Sozialdemokratischen Partei (SP) im Aargau bei und engagierte sich besonders in der Frauenarbeit. Trotz ihres politischen Einsatzes sprach sie nie mit ihren Kindern über ihre Inhaftierung durch die Nazis.
Glarners Leben stand für persönliche Widerstandskraft und politische Überzeugung. Sie überlebte die Nazi-Gefangenschaft, baute sich in der Schweiz ein neues Leben auf und blieb sozialistischen Ideen treu. Doch ihre Geschichte blieb ihrer Familie bis nach ihrem Tod verborgen.
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