Zwei Stunden für einen Behördengang: Warum Deutschlands Digitalisierung im Schneckentempo läuft

Admin User
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Drei Jungen stehen neben einem Schreibtisch mit zwei Computersystemen, einer spricht in ein Mikrofon, trägt ID-Karten mit roten Markierungen, vor einer Wand mit einer Werbetafel, auf der "Russia Imagine 2013" steht.

Zwei Stunden für einen Behördengang: Warum Deutschlands Digitalisierung im Schneckentempo läuft

Neue Studie enthüllt: Deutsche verbringen im Schnitt über zwei Stunden in Behörden – Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung hinkt hinterher

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Bürger in Deutschland bei Besuchen in Behörden im Durchschnitt mehr als zwei Stunden aufwenden. Die Studie belegt zudem die anhaltende Unzufriedenheit mit der zögerlichen Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen. Viele Menschen kämpfen nach wie vor mit langen Wartezeiten und komplizierten Terminvergabe-Systemen, wenn sie Behördengänge erledigen müssen.

Laut den Erhebungen dauert ein einzelner Behördenbesuch etwa zwei Stunden und fünf Minuten – darunter 51 Minuten für die An- und Abreise, 40 Minuten Wartezeit und 34 Minuten für die eigentliche Bearbeitung des Anliegens. Trotz des hohen Zeitaufwands konnten 90 Prozent der Befragten ihr Anliegen vor Ort erfolgreich klären.

Doch nur 46 Prozent der Teilnehmer bewerteten ihre Erfahrung insgesamt als positiv. 58 Prozent hatten Schwierigkeiten, überhaupt einen Termin zu bekommen, und lediglich jeder Vierte gab an, den Besuch als angenehm empfunden zu haben. Auffällig ist, dass 43 Prozent der Meinung waren, ihr Anliegen hätte problemlos online erledigt werden können. Die Studie unterstreicht damit die schleppende Digitalisierung der deutschen Verwaltung. Gemäß dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollten eigentlich 577 Dienstleistungen digital verfügbar sein – doch 288 davon sind bis heute nicht online abrufbar.

Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst, der zugleich Vorstandsvorsitzender von Giesecke+Devrient ist, übt scharfe Kritik an den Verzögerungen. Er fordert bundesweite digitale Lösungen und betont die Notwendigkeit zentraler Kerntechnologien, um doppelte Entwicklungen zu vermeiden. Wintergerst, ein langjähriger Fürsprecher der digitalen Transformation, besteht darauf, dass Online-Interaktionen mit Behörden zum Standard werden müssen. Seine Aussagen spiegeln die breite Sorge über Deutschlands Rückstand bei der Modernisierung des öffentlichen Sektors wider.

Die Untersuchung legt strukturelle Ineffizienzen in der deutschen Verwaltung offen. Da fast die Hälfte der gesetzlich vorgeschriebenen Dienstleistungen noch immer nicht digital nutzbar ist, sehen sich Bürger weiterhin unnötigen Verzögerungen ausgesetzt. Experten argumentieren, dass eine schnellere Digitalisierung die Zeit für bürokratische Vorgänge deutlich reduzieren könnte.