Verkehrs-Umbruch Wird Ohne Gute Arbeitsbedingungen Nicht Stattfinden

Verkehrs-Umbruch Wird Ohne Gute Arbeitsbedingungen Nicht Stattfinden

Deutschlands Öffentlicher Nahverkehr steckt in einer wachsenden Krise: Schlechte Arbeitsbedingungen treiben Beschäftigte in die Flucht. Eine neue Studie zeigt, dass unbezahltes Pausenabzugssystem und zermürbende geteilte Schichten die Mitarbeiter vertreiben – rund 10.000 verlassen jährlich den Sektor. Ohne dringende Reformen ist nun die Fähigkeit der Branche, sich auszubauen und Klimaziele zu unterstützen, ernsthaft gefährdet.

Die Probleme des Sektors brodelten bereits seit Jahren. Die Hälfte der 10.000 jährlichen Abgänge entfällt auf Rentner, die andere Hälfte wechselt in attraktivere Jobs. Nur wenige junge Menschen steigen als Ersatz ein – abgeschreckt von langen Arbeitszeiten und unberechenbaren Dienstplänen.

Ein vorgeschlagenes Maßnahmenpaket soll die Wende bringen. Dazu gehören die Begrenzung unbezahlter Pausenabzüge, die Deckelung der Schichtdauer auf 8,5 Stunden und die Garantie, dass mindestens die Hälfte aller Wochenenden frei bleibt. Die Ruhezeiten zwischen den Schichten würden auf 11 Stunden ausgeweitet. Schichtzulagen könnten auf 100 oder 200 Euro steigen, dazu kämen flexiblere Arbeitszeiten und zusätzliche freie Tage. Die Kosten dieser Reformen werden auf 1,76 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt – ein Anstieg von 7 Prozent gegenüber dem aktuellen Budget. Trotz der hohen Summe argumentiert die Studie, dass die finanzielle Belastung im Vergleich zu den Risiken eines Nichtstuns moderat ausfällt. Ohne Reformen werden sich die Personalengpässe verschärfen, was Projekte wie das Deutschlandticket untergräbt und die Klimaziele gefährdet.

Verhandlungen über die Änderungen laufen bereits. Ein neuer, 27 Monate gültiger Tarifvertrag, der am 1. Juli 2025 in Kraft treten soll, wird erste Verbesserungen bringen. Weitere Gespräche begannen am 3. Dezember 2025, mit zusätzlichen Runden im Januar und Februar 2026. Eventuelle neue Regelungen aus diesen Verhandlungen könnten Anfang 2026 greifen.

Die vorgeschlagenen Reformen bieten einen klaren Weg, um die Belegschaft zu stabilisieren. Werden sie umgesetzt, würden Jobs im Öffentlichen Nahverkehr attraktiver – und erfahrenes Personal bliebe eher im Sektor. Doch ohne politische Unterstützung und ausreichende Finanzierung wird der Niedergang der Branche weitergehen – mit gravierenden Folgen für den Service und den Klimaschutz.