Debatte über Bildungsreformen: "Richtlinien kommen von oben und in der Mitte, aber die Schule ist, wo die Action passiert"

Debatte über Bildungsreformen: "Richtlinien kommen von oben und in der Mitte, aber die Schule ist, wo die Action passiert"
Drei renommierte Bildungsforscher fordern eine grundlegende Reform der Schulverwaltung in Deutschland. Norbert Maritzen, Hans-Günter Rolff und Michael Schratz argumentieren, dass jahrzehntelange Stückwerk-Reformen die tief verwurzelten Probleme des Systems nicht gelöst haben. Ihr neuer Vorschlag zielt darauf ab, die geschwächte mittlere Ebene des Schulsystems zu stärken, um echten Wandel voranzutreiben.
Die Wissenschaftler verweisen auf anhaltende Missstände im deutschen Bildungssystem: ungleiche Bildungschancen, stagnierende Innovationen und überlastete Schulen. Trotz jahrelanger Debatten bleibe der Fortschritt begrenzt. Als Kernproblem identifizieren sie eine strukturell schwache „mittlere Ebene“ – also die Instanz zwischen Ministerien und Schulen, zu der Behörden, Schulaufsicht und Fortbildungseinrichtungen zählen.
Aktuell agieren diese Institutionen isoliert voneinander, ohne verbindliche Abstimmung oder Zusammenarbeit. Die Forscher beschreiben dies als „Einzelkämpfermodus“, in dem zersplitterte Bemühungen eine nachhaltige Schulentwicklung behindern. Als Lösung schlagen sie eine neue „Entwicklungsfähigkeit“ (KfE) vor – eine gestärkte mittlere Ebene, die Schulen aktiv unterstützen und Verbesserungen langfristig sichern soll. Geplant ist die Zusammenführung bestehender meso-ebenen Strukturen in einer „Agentur für Schulen“. Diese soll die Zusammenarbeit durch Bildungsausschüsse formalisieren und bürokratische Notlösungen durch tragfähige Reformen ersetzen.
Michael Bax, Schulleiter der Leonore-Goldschmidt-Schule, teilte die Kritik und bezeichnete Schulinspektoren in Niedersachsen als „gut bezahlte Briefträger“, die keine konstruktiven Impulse gäben. Er forderte stattdessen eine kreativere, beraterische Herangehensweise bei der Aufsicht.
Ziel des Reformvorschlags ist es, unwirksame Flickwerk-Politik durch ein einheitliches, institutionell starkes System zu ersetzen. Durch die Bündelung und Stärkung der mittleren Ebene könnten Schulen endlich langjährige Herausforderungen bewältigen, so die Forscher. Nun liegt der Ball bei Politik und Bildungsverantwortlichen, die den Plan prüfen müssen.

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